ENDERS DOME feat. Nils Petter Molvaer

Synthesen aus sakraler, europäischer Musik und Jazz bzw. improvisierter Musik gibt es zuhauf. Doch Enders ist ein Album gelungen, das hierzulande bislang einmalig ist. Konkrete und mystische Räume durchdringen einander, Seelenlandschaften gehen in den Nischen und Wölbungen der geweihten Wände auf. Die Zeit erstarrt im Raum. Enders sucht nicht nach der einfachen Übersetzung des längst Verklungenen in aktueller Musik. Ihn interessiert mehr das Alte in ihm selbst, als das Vergangene in der Geschichte. „Mich hat schon immer der sakrale Raum fasziniert“, bekennt Enders.

So ein Kirchenraum hat den Vorteil, dass die Zeit stehen bleibt. Kirchen- und Klosterräume sind und waren stets Orte, an denen man nach Antworten sucht. Ich habe immer das Gefühl, dass man heute viel zu schnell seine Suche aufgibt. Das finde ich schade.“

Auf Enders Dome habe ich mal versucht, an gar nichts zu denken. Auch beim Komponieren besann ich mich auf meine abendländische Identität. Da spielen Kirchenräume eine prägende Rolle.“ Der Titel „Enders Dome“ klingt womöglich ein wenig ausladend, doch er bezieht sich nicht auf die Größe des Raums, sondern auf dessen spirituelle Beschaffenheit.

Ein wichtiger Aspekt ist für Enders die Nähe zur Natur. „Die Natur kalibriert mich immer zur Mitte hin“, sagt er beinahe ergriffen. Daher brauchte er auch nicht die Flucht in die Musikwelt des Mittelalters, um seinen persönlichen Bezug zum sakralen Stein herzustellen. „Ich bastle schon seit Jahren an dieser Musik herum.

Auf „Enders Dome“ verrät Enders eine enge physische Verbundenheit mit seinen Instrumenten und jedem einzelnen Ton. Gemeinsam mit dem norwegischen Trompeter Nils-Petter Molvaer, dem in München lebenden Tombak-Spieler Sam Schlamminger, Bassklarinettist Ulrich Wangenheim, Drummer John Hollenbeck und Organist Ralf Schmid zelebriert Enders die physische Schönheit und mystische Verklärung des reinen, für sich selbst stehenden Tons.

Wolf Kampmann

 

 

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